Inwiefern hängt Wohneigentum in Deutschland vom Einkommen der Eltern ab?

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat untersucht, inwieweit Wohneigentum in Deutschland vom Einkommensstatus der Eltern abhängig ist. Die Kernerkenntnisse:

  1. Der Wohneigentumsstatus der Kindergeneration hängt in Deutschland stark vom Eigentumsstatus und somit vom Einkommen der Eltern ab. Diese Abhängigkeit nahm innerhalb der letzten Jahre ab, doch Deutschland liegt im EU-Vergleich nach wie vor weit oben.
  1. Die Wohneigentumsquote ist bei jüngeren Menschen deutlich geringer als bei älteren. Die intergenerationale Mobilität Richtung Mietverhältnis nimmt zu. Das liegt daran, dass der Eigentumserwerb in den letzten Jahren aufgrund von steigenden Immobilienpreisen und wirtschaftlicher Unsicherheit deutlich schwerer geworden ist. Die Preise für Immobilien in Deutschland sind zwischen 2011 und 2023 um 77% gestiegen. Diese Hürden sind leichter zu überwinden, wenn ausreichend (finanzielle) Unterstützung durch die Eltern geleistet werden kann. Um der Entwicklung entgegenzuwirken, könnte zum Beispiel ein Abbau von Eigenkapitalhindernissen für bestimmte Gruppen – z.B. Familien – sinnvoll sein.
  1. Im Vergleich zu den meisten anderen EU-Ländern besitzen in Deutschland deutlich weniger Menschen Wohneigentum (48% bei einem EU-Durchschnitt von 69%). Das liegt unter anderem daran, dass das Mieten in Deutschland durch einen hohen Mieterschutz, Wohnsicherheit und vergleichsweise preiswerte Mieten attraktiver ist, als in vielen anderen Ländern. In den letzten Jahren sind die Mietpreise jedoch stark angestiegen. Ein weiterer Grund für die geringe Eigentumsquote ist, dass es in Deutschland aufgrund höherer Eigenkapitalanforderungen schwerer ist, eine Immobilie zu kaufen. In anderen Ländern, beispielsweise in Großbritannien oder den Niederlanden, ist es die Norm, sogar mehrmals im Laufe des Lebens eine eigene Immobilie zu erwerben. Dreiviertel der Menschen in Deutschland geben an, dass sie gerne im eigenen Wohneigentum leben würden. In Ostdeutschland leben weitaus weniger Menschen im eigenen Wohneigentum als in Westdeutschland.

Die Ergebnisse werfen Fragen der Chancengleichheit und der Generationengerechtigkeit auf. Wenn Wohnqualität eine Frage der sozialen Herkunft wird, wird die Chancengleichheit in einem zentralen Lebensbereich angegriffen. Die Entwicklung der Immobilienpreise erschwert es der jüngeren Generation erheblich, dieselbe Wohnqualität zu genießen, wie ihre Eltern.

Das DIW stellt fest: Es ist notwendig, Wohnraum zugänglich zu machen, der den Bedürfnissen der Menschen entspricht – egal, ob Eigentum oder Miete. Es braucht eine Strategie, die Menschen Auswahl auf dem Wohnungsmarkt ermöglicht und für genügend bezahlbaren Wohnraum sorgt. Chancen auf Eigentum dürfen nicht vom familiären Hintergrund abhängig sein.

Mehr Infos hier