Pilotprojekt „Grüne Höfe“ in Ehrenfeld gestoppt
Über dem Aldi am Grünen Weg in Ehrenfeld sollten 80 bis 100 neue Wohnungen entstehen – nun liegt das Projekt auf Eis. Das Vorhaben sollte ein Pilotprojekt für Köln werden. Die Wohnungen waren unter anderem für das Mehrgenerationenprojekt „Unter einem Dach“ geplant; rund 60 junge und alte Menschen wollten dort gemeinsam leben und sich gemeinschaftlich um Kinder und Pflege kümmern. Die „Grünen Höfe“ sollten zudem mit insektenfreundlicher Dachbegrünung, Solaranlagen, einer Kita, einem Café und sogar mit einem Proberaum für Musiker*innen ausgestattet werden – Sie waren geplant als ein Beispielprojekt für moderne, nachhaltige und sinnvolle Flächennutzung.
Dazu wird es nun aus wirtschaftlichen Gründen vorerst nicht kommen. Die Marktsituation habe sich so stark verändert, dass eine Umsetzung in der ursprünglich geplanten Form nicht mehr möglich sei, unter anderem aufgrund der gestiegenen Baukosten, so Aldi Süd. Wann das Projekt wieder aufgenommen werden kann, ist nicht klar.
Hintergrund des Projekts ist das Anliegen, das Potenzial von Supermarktflächen besonders in Großstädten besser auszunutzen. Dabei geht es um eingeschossige Supermärkte auf freier Fläche, die von großen Parkplätzen umgeben sind. Laut einer Studie der technischen Universität Darmstadt besteht ein Potenzial von 400.000 Wohnungen in Deutschland bei effizienterer Nutzung solcher Flächen. Auch das Aldi-Grundstück am Grünen Weg ist nur zu 20 Prozent bebaut. „Das Konzept mit dem hohen Versiegelungsgrad und der monofunktionalen Nutzung ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir gehen mit der Fläche bislang nicht sparsam um“, so Björn Just, der für Immobilien in Köln für Aldi Süd verantwortlich ist.
Die Grünen Höfe wären das erste Projekt dieser Art in Köln gewesen. In Wesseling wurde bereits 2023 auf dem Parkplatz einer Aldi-Filiale ein neues Wohnhaus fertiggestellt. Weitere Projekte in Köln mit gemischter Nutzung sind geplant für Aldi-Grundstücke in Bilderstöckchen, Porz, Nippes und der Innenstadt. Diese sind unterschiedlich weit geplant.
Der vorläufige Stopp des Projekts am Grünen Weg zeigt einige der aktuellen Probleme des Kölner Wohnungsbaus auf. In Köln werden viel zu wenige Wohnungen gebaut. Letztes Jahr wurden mit 1.819 neuen Wohnungen so wenige fertiggestellt, wie seit 1990 nicht mehr. Währenddessen steigt die Nachfrage nach neuem Wohnraum immer weiter. Darüber hinaus kommt es häufig dazu, dass Projektentwickler Wohnbauprojekte anhalten oder absagen. Dadurch wird der Wohnungsbau zusätzlich geschwächt.
Die Stadt Köln verfolgt nach wie vor das Ziel, die unternutzten Supermarktflächen in Köln für das Schaffen neuen Wohnraums zu nutzen. Dass Unternehmen wie Aldi Wohnungsbau auf ihren Grundstücken befürworten, hat einen Grund: Laut dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt ist es rund um wichtige Versorgungsstraßen im Umkreis von 700 Metern verboten, die Verkaufsfläche bestehender Märkte auszudehnen. Die Betreiber der Kölner Lebensmittelmärkte erhoffen sich von der Wohnnutzung, dass sie dadurch bislang unzulässige großflächige Betriebe errichten können.



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