Das Kölner Bauproblem

Es ist kein Geheimnis: Bau- und Sanierungsprojekte in Köln werden meist erheblich teurer und dauern länger als anfangs erwartet. Die Sanierung der Oper sollte zum Beispiel ursprünglich 253 Millionen Euro kosten; mittlerweile wird mit Kosten in Höhe von fast 800 Millionen gerechnet. Dadurch schwindet das Vertrauen der Bürger in die Stadtverwaltung – und die Frustration steigt.

Häufig betont die Stadt Köln, dass Bauprojekte mit fortschreitender Planung logischerweise mehr kosten, da der Stadtrat zunächst eine kleinere Summe verabschiedet, damit die Planung eines Bauvorhabens überhaupt genehmigt wird. Dabei handelt es sich um eine Schätzung und ein aussagekräftigerer Wert kann erst später ermittelt werden. Am Tag des Baubeschlusses, wenn die Umsetzung des Projekts feststeht, gibt es dann eine Kostenberechnung. Laut der Stadt Köln wird eine Erhöhung um plus/minus 20 Prozent danach noch gerichtlich anerkannt. Allerdings überschreiten einige Kölner Bauprojekte die Berechnung weit darüber hinaus.

Öffentliche Bauprojekte sind nicht nur in Köln vergleichsweise mit mehr Kosten und längerer Dauer verbunden, wie zum Beispiel der Berliner Flughafen oder der Stuttgarter Hauptbahnhof zeigen. Grüne dafür sind laut der Stadt Köln hohe Baupreissteigerungen, Insolvenzen und damit verbundene Kosten, erschwerte öffentliche Vergabeverfahren sowie nicht vorhersehbare Schäden, wie beispielsweise im Fall Mülheimer Brücke.

Über die Lösung sind sich Expert*innen mehr oder weniger einig: gründlichere Arbeit in der Planungsphase. Der Architekt Hans-Peter Achatzi sagt im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger, es handle sich um grundlegende strukturelle Probleme. Für gründlichere Planungen und Untersuchungen brauche es Zeit und Geld, die vor allem in der frühen Projektphase nicht vorgesehen sind. Am Anfang eines solchen Projekts gibt es noch keinen Etat und Ergebnisse müssen schnell vorliegen, sodass ein Baubeschluss erfolgen kann. Zudem brächten genauere Untersuchung möglicherweise Resultate, „die man nicht wissen will“, vor allem im Hinblick auf die Haushaltslage. Die Stadt müsse anfangen, ehrlich mit ihren Fehlern umzugehen.

Auch die Reformkommission Großbauprojekte der Bundesregierung formulierte 2015 auf einer an Kommunen gerichtete Liste die Empfehlung „erst planen, dann bauen“. Darüber hinaus wurden die Vergabe von Arbeiten an den wirtschaftlichsten Arbeiter statt dem billigsten sowie „partnerschaftliche Projektzusammenarbeit“ und „außergerichtliche Streitbeilegung“ empfohlen, da Prozesse zusätzliche Kosten und Dauer bedeuten.

Ein Beispiel für eine unglückliche Umsetzung eines Projekts ist der Bau des Museums im Quartier vor dem Kölner Rathaus. Nachdem die Stadt dem Stahlbauer wegen Unzufriedenheit 2021 kündigte, nahm der Nachfolger erst zwei Jahre später die Arbeit auf. Durch solche Vorfälle entstehen Verzögerungen – und höhere Kosten.

Vor drei Jahren legte die Stadtverwaltung dem Rat eine Liste der Kölner Großbauprojekte vor; darauf wurden Vorhaben mit Kosten ab zehn Millionen Euro aufgeführt, die Gesamtkosten lagen bei acht Milliarden. Die Verwaltung erhoffte sich Entscheidungen von der Politik, doch dazu kam es kaum. Danach wurden einige Projekte verschoben, da die Stadt in eine laut OB Reker „desolate“ Haushaltslage geriet.

Eine Lösung für das Kölner Bauproblem muss nach wie vor dringend gefunden werden. Im nächsten Schritt will Henriette Reker nun ein verwaltungsinternes Begleitgremium einsetzen, um „Optimierungspotenziale zu heben und einen noch stärkeren Fokus auf ein professionelles Projektmanagement zu legen“.

Mehr Infos hier

Zum Interview mit Hans-Peter Achatzi